Fahne des Jünglingsvereins: Bericht von Reinhard Schantz, Kolpingfamilie Dahn
Bei besonderen Anlässen brachte das Ehrenmitglied unserer Kolpingfamilie Johann Naab immer die mit Handarbeit gefertigte Fahne des Jünglingsvereins Dahn mit. Er legt Wert darauf, dass sie bei festlichen Anlässen neben der Kolpingfahne ebenfalls auf den Fotos zu sehen ist. Sie gehörte für ihn zu den Feiern und Fotoaufnahmen dazu. Ich fragt ihn einmal warum es ihm das so wichtig sei.
Mit großer Rührung sagte er dann: Ich habe sie vor der Schlägertruppe der SA gerettet. Vorläufig konnte ich damit noch nichts anfangen. Nach weiteren Nachforschungen fand ich dann folgende logische Zusammenhänge heraus.
Die Dahner Kolpingfamilie wurde 1930 gegründet. Man fasste in Dahn die bestehenden kirchlichen Gruppen, wie den Jünglingsverein, den Arbeiterverein und zum Teil die Mitglieder der DJK unter das Dach der Kolpingfamilie zusammen. Der erste Vorsitzende war Alfons Weinsbach, auch Johann Naab war in der Vorstandschaft. Dekan Rauth war der erst Präses. Das Zusammentreffen war im Untergeschoß des Kaufhauses Eisel. (siehe Chronik: 75 Jahre Kolpingfamilie Dahn)
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933, 3 Jahre nach der Gründung gab es im 3. Reich einen Erlass, dass alle kirchlichen Vereine aufgelöst werden müssen. Die Kolpingbrüder um Alfons Weinspach und Johann Naab befolgten diese Anordnung nicht. So war mit Sanktionen der Nationalsozialisten zu rechnen. Die Vorstandschaft der neu gegründeten Kolpingfamilie bekam kurzfristig Hinweise, dass eine Schlägertruppe der SA mit Gewalt die Zusammenkünfte der neu gegründeten Kolpingfamilie auflösen wird. Es war zu befürchten, dass die Banner, Symbole, die Kasse und alle Gründungsunterlagen beschlagnahmt werden.
Die Kolpingbrüder um Alfons Weinspach und Johann Naab begaben sich sofort in das Vereinslokal im Rückgebäude des Kaufhauses Eisel um die Fahne des Jünglingsvereins, die Symbole und die schriftlichen Unterlagen der Gründung vor der SA zu retten.
Kurz bevor die SA-Leute eintrafen konnte Johann Naab die Fahne des Jünglingsvereins retten indem er hinter dem Kaufhaus Eisel die Wieslauter überquerte, ungesehen verschwand und sie vor den Zugriffen der SA versteckte. Weil der Vorsitzende Alfons Weinsbach die Unterlagen und die Kasse nicht herausgab, wurde er für 3 Tage in Schutzhaft genommen und mit Auflagen entlassen.
Weile diese Fahne vor Feuchtigkeit geschützt werden musste, versteckte Johann Naab die Fahne in seinem Elternhaus im 2. Stock unter den Fußboden.
Der Onkel von Johann, Pater Ingbert Naab, wurde von den Nazis auch im Elternhaus seines Neffen Johann gesucht. Als die Gestapo dieses Haus durchsuchte, war auch große Angst darüber, dass die Fahne des Jünglingsvereins gefunden werden könnte. Das hätte auch Strafmaßnahmen zur Folge gehabt.. Der Fußboden wurde jedoch nicht aufgerissen um ein mögliches Verstecke von Pater Ingbert Naab zu entdecken. Ingbert Naab war auch nicht mehr im Haus, sodass die Durchsuchung mit einem großen Schrecken und ohne Folgen zu Ende ging.
Erst als ich das alles erfahren hatte, konnte ich die emotionale Verbindung unseres Ehrenmitgliedes Johann Naab mit dieser Fahne des Jünglingsvereins verstehen.
Quellen: Johann Naab, Conrad Naab, Chronik……Tochter von Johann Naab
Reinhard Schantz